Zur Feier von Karwoche und Ostern
"In der Heiligen Woche feiert die Kirche die Heilsgeheimnisse, die Christus in den letzten Tagen seines Lebens, von seinem messianischen Einzug in Jerusalem an, vollbracht hat." - so heißt es in einem kirchlichen Schreiben über die Feier von Ostern und der Fastenzeit aus dem Jahr 1988. Ihren Höhepunkt findet die Woche in den drei österlichen Tagen von Leiden, Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, auch bekannt als das triduum sacrum.
Die Woche beginnt mit dem Palmsonntag, der wie kein anderer Tag für die Sendung Jesu als Friedenskönig steht: Der feierliche Einzug in Jerusalem trägt alle Zeichen eines Krönungsrituals. Aber Jesus kommt nicht auf einem Pferd - damals Symbol des Kriegerischen - sondern auf einem Esel. Dieses Einzuges gedenkt die Kirche seit alters her durch die Palmprozessionen. Die Messfeier ist durch die Lesung der Passion schon durch das nahe Leiden bestimmt. Auf diesen dramatischen Höhepunkt steuert Jesus seit seinem Einzug zu: Seine nun offen demonstrierte Sendung als Retter und Messias fordert die Autoritäten der damaligen Zeit zum Handeln auf.
"In der Nacht, in der er verraten wurde, nahm er beim Mahl des Brot, sagte Dir Dank und sprach: Nehmet und esset alle davon, das ist mein Leib, der für Euch hingegeben wird." Mit der Feier der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag tritt die Kirche in die Feier der heiligen drei Tage ein. Jesus stiftet nach kirchlichem Verständnis durch dieses Abendmahl die Eucharistie und trägt seinen Jüngern zugleich ihre fortwährende Feier auf: "Tut dies zu meinem Gedächtnis." Zugleich nimmt er sein Leiden vorweg, indem er sich selbst als die Gabe bezeichnet, die er seinen Jüngern in Form des Brotes gibt. Jesus identifiziert sich als der leidende Gottesknecht, von dem der Prophet Jesaja spricht (vgl. Jes 53,12). Er tritt für uns alle ein, damit wir das Leben haben können und es in Fülle haben können. Er ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, dann aber reiche Frucht bringt (vgl. Joh 12,24).
Die Nacht ist von der Todesangst Jesu am Ölberg bestimmt. Die Christen halten in dieser Tradition die Ölbergstunde, in der sie mit dem Herrn wachen und beten. Dadurch wird deutlich: Nicht ein fernes Ereignis ist es, an das man sich durch die Feier der Karwoche erinnert. Vielmehr vergegenwärtig sich die Heilsgeschichte im Heute, wenn die Kirche und alle Gläubigen die heiligen Tage feiert. In der Feier sind wir wieder im Abendmahlssaal, am Ölberg , auf Golgotha und schließlich am leeren Grab.
Der Karfreitag ist vom Leidensweg Christi geprägt. Die Christen gehen den Kreuzweg mit Jesus und feiern zur Todesstunde die Karfreitagsliturgie mit der Lesung der Passion. Jesus hat seine Mission erfüllt. Zermartert und ans Kreuz geschlagen stirbt er einen schmerz- und schmachvollen Tod. Der menschgewordene Gott hat keinen Aspekt menschlichen Lebens ausgelassen und Freude wie Leid durchlebt. Doch Jesus fällt nicht ins Nichts, sein Tod ist nicht das Ende der Verbindung zum Vater. Der Tod, das Nichts, das Erlöschen des Menschen ist damit für immer besiegt. "Wer an mich glaubt, hat das ewige Leben" (Joh 6,47), dieser Satz Jesu wird nun offenbare Wahrheit.
Der Karsamstag ist von der Stille geprägt. Es ist der Tag der Grabesruhe. Die Heilige Messe wird nicht gefeiert. Die ganze Christenheit hält inne und bedenkt: Das Leben selbst ist gestorben und ruht im Grabe. Doch der Herr konnte nicht im Grabe bleiben, der Tod nicht das letzte Wort haben. In der Osternacht feiern die Gläubigen die Auferstehung Jesu Christi, den Sieg des Lebens über den Tod und des Lichts über die Finsternis. In der Osternachtsfeier wird dies mit dem Licht der Osterkerze symbolisiert, von der aus nach und nach die Kerzen in der anfangs dunklen Kirche entzündet werden, bis das Licht das Dunkel überwunden hat: "Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem Jubel", singt das Exsultet - der österliche Lobgesang auf die Osterkerze.
Der Ostersonntag ist das höchste Fest des Kirchenjahres. Die Messe soll "in aller Feierlichkeit gefeiert werden". Die Christen feiern mit der Auferstehung Jesu Christi zugleich ihre eigene Erlösung vom ewigen Tod. Der Jubel der Feier soll hineinwirken in die ganze Osterzeit, die 50 Tage dauert und mit dem Pfingstfest ihren Abschluss findet.
Benedikt Wach
Pfarrer