Predigt zum 17. Sonntag im Jahreskreis – A – Röm 8, 28-30 und Mt 13, 44-52
Wir befinden uns, den Fortgang des Evangeliums betreffend, im Gleichnis-Kapitel des Matthäus (Mt 13). Das Gleichnis vom „unverzagten Sämann“, das Gleichnis „vom Unkraut unter dem Weizen“, dazwischen noch die Gleichnisse „vom Senfkorn“ und „vom Sauerteig“, und heute, die Gleichnisse „vom Schatz im Acker“, „von der Perle“ und „vom Fischfang“. Sie alle verbindet, das möchte Jesus mit seinen Erzählungen besonders aufzeigen, dass die Botschaft der Nähe Gottes sich gegen alle Widerstände durchsetzen wird, weil Gott es so will. Auch wenn es Menschen gibt, die nicht auf sein Wort und die Verkündigung der Jünger hören, Gottes Wort bewirkt, was er will, und es kehrt nicht leer zu ihm zurück (vgl. Jes 55,10-11). Fast „märchenhaft“ hört sich besonders für die Ohren heutiger Hörer an, was Jesus sagt… und „märchenhaft“ bedeutet so für nicht wenige, dass das Erzählte eben nicht real scheint, oder, dass es sich kaum lohnt, hinzuhören…
„Mit dem Himmelreich ist es wie…“ damit fängt es schon an: „Himmel“ – „Reich der Himmel“.
Aufgeklärte Geister verweisen so etwas ins Reich der Fantasie oder zumindest deklarieren sie das Ausgesprochene als billige Vertröstung auf das Jenseits.
Ich hörte einmal eine Predigt von Altbischof Kamphaus, die damit begann, dass er davon erzählte, wie er an einem Bauzaun am Frankfurter Flughafen folgenden Satz las: „Wir halten den Himmel offen!“ – So stand es da. Natürlich war diese Aussage als Werbung für die Flughafengesellschaft gedacht. „Wir halten den Himmel offen!“ – Jesus lenkt den Blick seiner Zuhörer auf die Wirklichkeit, die von Gott her dem Menschen begegnen will. „Himmel“ – „Reich der Himmel“, das ist eben kein Märchen und auch keine Utopie, wie die erwähnten aufgeklärten Zeitgenossen vermuten. „Himmel“ meint auch keinen geografischen Ort. Vielmehr beschreibt dieser Begriff die Perspektive und die Blickrichtung jener Menschen, die darauf vertrauen, dass Gott das letzte Wort haben wird. „Himmel“, das ist die Vollendung, der Abschluss, das Leben in Fülle, die Gemeinschaft des Menschen mit Gott für immer.
Das erste für Menschen, die auf Gottes Wort vertrauen, wäre es also, darauf zu vertrauen, dass es diese Perspektive gibt, schlicht, dass es den HIMMEL gibt!
Jesus hält den Himmel offen mit seiner Geschichte „vom Schatz im Acker“ und „von der kostbaren Perle“ und „vom Fischfang“. Jesus erzählt vom zufälligen FINDEN, vom gezielten SUCHEN und von der ENTSCHEIDUNG und davon, dass es Gottes Sache ist, das Ende zu beurteilen, also vom GERICHT. Des Menschen Sache ist es zu FINDEN, zu SUCHEN und sich zu ENTSCHEIDEN.
Im ersten unserer drei Gleichnisse sieht es tatsächlich so aus, als sei es purer Zufall, dass der, welcher seinem Werk auf dem Acker nachgeht, den Schatz findet. Aber stimmt das? Nun, der Schatz ist im Acker. Das aber weiß der Finder vorher nicht. Es wird wohl ein Lohnarbeiter gewesen sein, der auf dem Acker arbeitet. Damit nun der Schatz gefunden werden kann, bedarf es der Aufmerksamkeit für das, was zu tun ist. Es braucht also Hingebungsbereitschaft für das alltägliche Tun. Mir kommt ein Wort der großen heiligen Theresa von Avila in den Sinn, die in einer geistlichen Belehrung zur Ermutigung ihren Mitschwestern einmal sagte: „Gott wohnt auch in den Kochtöpfen“. Sie wollte ihren Mitschwestern damit deutlich machen, dass Gott immer nahe ist und bereit zur Begegnung selbst bei den banalsten täglichen Arbeiten. Es gibt also keine Tätigkeit, die nicht ein Weg zu Gott sein könnte. Wer also sein Leben, seinen Alltag mit Gott lebt und damit für ihn und seine Nähe offen ist, kann sicher sein, ihm auch auf die Spur zu kommen. Wer so lebt, der FINDET.
In einem Buch über die Weisungen der frühen Mönche (Vätersprüche aus dem 4. Jahrhundert) las ich die Erzählung über einen Mönch, der zu einem Gotteshaus gegangen war, um zu beten und Gott zu loben. Er wollte dort auch einige Bitten vor Gott hintragen. Als er nun da war, so erzählt die Geschichte, kamen Dämonen, also böse Geister und bedrängten ihn. Sie verwirrten seinen Geist, so dass er kaum ein noch aus wusste. In der größten Bedrängnis rief er aus: Herr Jesus, du allein kannst mir jetzt noch helfen, sonst werde ich hier an allem irre! – Und siehe da, der Herr selbst vertrieb alle Dämonen und es kehrte Ruhe im Herzen des Bruders ein. Da sagte der Mönch zum Herrn: Hast du denn meine Bedrängnis nicht gesehen? Fast wäre ich untergegangen. – Der Herr antwortete ihm: Als du mich wirklich suchtest, ließ ich mich finden…
„Wir halten den Himmel offen!“ – Der Inhalt des zweiten Gleichnisses: Die SUCHE. Sie steht in Verbindung mit der Sehnsucht des Menschen nach der Erfahrung der Nähe, der Geborgenheit und Erfüllung. Ein anderes Wort dafür wäre: Leben in Fülle. Der „Schatz im Acker“ oder auch die „gesuchte Perle“ stehen für dieses Leben in Fülle, für das „Himmelreich“, für ein reichhaltiges Leben in Solidarität und Heil. Sie stehen für all das, was Jesus verkündet und schenkt. Um daran teilzuhaben, braucht es die ENTSCHEIDUNG. Man muss also sich entschließen, diese Perspektive, diesen Schatz, diese Perle, diesen Mehrwert des Glaubens zu begreifen und zu ergreifen; tatsächlich entschieden zu ergreifen und alles einzusetzen, um so das menschenmögliche, das uns mögliche zu tun, damit wir in Gott sind und er in uns: „…als du mich suchtest, ließ ich mich finden“, sagt der Herr.
Und dann gilt es, auf Gottes Verheißung zu vertrauen, darauf, dass er alles vollendet in Liebe, dass seine Gnade, das Gute, das wir beginnen, zum Ende bringen wird.
Um es mit den Worten des Evangeliums im Bild des Gleichnisses zu sagen: Dann werden wir auch Guter Fisch sein… Die Auswahl, das ist dann das GERICHT und die Engel Gottes, also er selbst, wird auswählen und er weiß, was er wählt.
Wenn wir im Gottesdienst beten und singen und miteinander die Nähe Gottes feiern, wenn wir sein großes Geschenk der Liebe in Tod und Auferstehung Jesu feiern, wenn wir den Alltag im Bewusstsein der Nähe Gottes treu und offen gestalten, dann halten auch wir den Himmel offen und wir finden den Herrn in unserer Mitte und: Er findet uns. Das genügt.
Seien Sie gesegnet und behütet im Vertrauen auf Gottes Liebe! Ihr P. Guido