Richtet euch auf!


Richtet euch auf! Diese Aufforderung hören wir gleich zu Beginn in der Adventszeit, am ersten Adventssonntag im Lukasevangelium. Es ist ein Satz mitten hinein in die Zeichen von Verfall und Untergang, von Herausforderung und Not. Sie sollen keine Zeichen des Erschreckens sein und auch keine Aufforderung, sich zu verstecken. Vielmehr soll man sich aufrichten, und den Kopf heben, mit anderen Worten also: Sich der Aufgabe mit Zuversicht stellen.
Es ist die Aufforderung, eine Haltung einzunehmen und ich glaube, dass Glaube an sich viel mit einer Haltung zu tun hat. Was für ein Mensch bin ich als Glaubender? Wie sehe ich mich in der Welt und was glaube ich, habe ich als Glaubender dieser Welt zu geben?
Im Advent bereiten wir uns auf das Weihnachtsfest vor, auf die Geburt Jesu. Das ist aber nur eine der Perspektive. Sie geschieht vor allen Dingen in der Feier der Gottesdienste, im Aufstellen der Krippen, in den Liedern, in denen die Geburt Jesu besungen wird.
Die andere Perspektive ist, den Blick auf den wiederkehrenden Jesus auszurichten. Es ist etwas, was Christen von Anfang an geglaubt haben: Die Zeit, in der wir leben, ist endlich und am Ende dieser Zeit erwarten wir die Wiederkehr Jesu und die Vollendung des Reiches, von dem er gesprochen hat.
Auch diese Wahrheit des Glaubens erfordert eine bestimmte Haltung, nämlich das wir adventliche Menschen sind. Es ist eine Haltung, die unseren ganzen Alltag prägen kann und über die wir die Welt prägen können, weil sie Dinge beeinhaltet, die im Leben wertvoll und gewinnbringend sind.
Wer ein adventlicher Mensch ist, der erwartet etwas. Von sich, vom Leben. Wer ein adventlicher Mensch ist, der hat eine Sehnsucht. Er ist wie von einem inneren Feuer angetrieben. Er lebt nicht blind in den Tag, er bemüht sich in einer konstruktiven und positiven Unruhe zu sein, die ihn wach und offen hält für das Wirken Gottes in dieser Welt. Die ihm die Hand zeigt, die ihm Gott selbst entgegenstreckt. Der Hl. Augustinus hat von einer Sehnsucht Gottes nach dem Menschen gesprochen: Er will auch uns entgegen gehen, er wartet auf das freie „Ja“ des Menschen, wie es Maria vorgelebt hat.
Wer ein adventlicher Mensch ist, der will Christus entgegen gehen. Und wenn er das tut, dann kann er nicht anders, als auch ein hoffender Mensch zu sein: Gegen alle Hoffnung hoffte Abraham (Röm 4) und das machte seinen Glauben aus: Das Vertrauen darauf, dass Gott ihn führen wird. Wer Christus entgegen geht, der ist auch ein liebender Mensch: Er hat die Augen offen für die Menschen in dieser Welt und ihre Anliegen, denn er hat seine Sinne geschärft und merkt, was um ihn herum geschieht. Wer Christus entgegen geht, der ist ein gelassener Mensch, denn er weiß, dass er in seiner Hand gut aufgehoben ist. Und schließlich: Wer Christus entgegen geht, der ist ein ausstrahlender Mensch: Denn seine Haltung ist für die anderen sichtbar und spürbar. Er übt Kraft und Anziehung auf andere aus.
Im Advent können wir üben, adventliche Menschen zu werden und zu bleiben. Denn „adventlich“ sollten wir immer sein, es ist eine Grundhaltung des Menschen.
Seien wir also adventlich!