Das Geschenk der Zusage Gottes


Stat crux – dum volvitur orbis (das Kreuz steht fest, während der Erdball sich weiterdreht), so lautet der Wahlspruch des Kartäuserordens. Der Unbeständigkeit alles Irdischen wird auf diese Weise die Beständigkeit der Heilszusage Gottes entgegengestellt, die sich im Zeichen des Kreuzes ausdrückt.
Am Ostersonntag heißt es im Introitus (Eingangsvers) zur Messe: Auferstanden bin ich, und immer bei dir. Auch das ist eine Zusage, auch das ist eine Beständigkeit, eine Gegenwärtigkeit, auf die der Gläubige bauen kann. Diese Gegenwart spürten die Emmaus-Jünger mit dem Herz, das ihnen brannte, als ihnen Jesus die Botschaft erschloss. Diese Erkenntnis überkam wie ein Blitz den Apostel Thomas, als er den Finger in die Wundmale Jesu legen durfte und erkannte: Er ist es wirklich, er ist wahrhaft vom Tode auferstanden. Das Dunkel des Todes überwunden zu haben, konnte nur heißen: Jetzt ist diese Person für immer bei mir. Ich kann mein ganzes Leben in der Sicherheit verbringen, dass Gott mich nicht verlässt.
Wir erleben in der Welt und in der Kirche turbulente Zeiten. Die Welt dreht sich in der Tat und sie scheint sich immer schneller zu drehen. Bisweilen scheint sich der Schwindel, der sich beim einzelnen Menschen einstellt, wenn er sich zu lange dreht, auch bei der ganzen Gesellschaft einzustellen. Gegen das Gefühl des Schwindels hilft der Blick auf einen Fixpunkt. Kann das nicht auch heute das Kreuz sein? Das Zeichen, das uns sagt: Ich habe den Tod überwunden, nun bin ich bei dir?
Ich glaube, der Mensch braucht einen Fixpunkt. Irgendeinen. Und ich finde, das Kreuz ist ein wunderbarer Fixpunkt. Durch es hindurch strahlt das Licht der Auferstehung, wir können es heute nicht mehr anders betrachten. Es ist ein wunderbarer Fixpunkt, weil es anders als viele andere Optionen einfach ein Geschenk an uns ist, was Jesus getan hat. Er hat es nicht zur eigenen Glorie getan, nicht um einen materiellen Vorteil, er hatte keinen Hintergedanken. Er tat es vorbehaltlos für uns. Er hält es uns auch heute als Geschenk hin: Sei nicht ungläubig, sondern gläubig (Joh 20,27). Diese Vorbehaltlosigkeit, diese Liebe, dieses Verschenken können uns auch heute Orientierung bieten. Mit dieser Orientierung werden wir als Gemeinde unseren Weg beschreiten können, dem Auferstandenen entgegen.
Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!
Benedikt Wach, Pfarrer