Man verwehrte Josef zunächst die Einreise
Wie Zollbeamte lautem Beten nicht widerstehen konnten oder wie manchmal doch noch Glaube da ist
Herr Bernd Kind aus Gehlert erinnert sich an die Reise einer Figur des heiligen Joseph von Hachenburg in die Ukraine im Jahre 2012 und teilt dem Redaktionsteam der Website unserer Pfarrei Folgendes mit:
Durch die Hilfstransporte unserer Pfarrei haben wir schon seit vielen Jahren gute Kontakte zur Kolping-Familie in Czernowitz (Ukraine) und der dortigen katholischen Gemeinde. Auch durch Besuche des Vorsitzenden der Czernowitzer Kolping-Familie, Herrn Ludwig Markuljak, bei uns wurden die Kontakte gefestigt.
Bei dessen Besuch im Jahre 2012 wollte unsere hiesige Pfarrei der dortigen Kolping-Familie ein Geschenk machen. Pater Guido hatte die Idee, als Präsent eine Figur des heiligen Joseph zu überreichen, welche auf dem Speicher der Sakristei in Hachenburg stand. Sie sollte in Czernowitz an einem für sie geeigneten und gut sichtbaren Ort aufgestellt werden. Herr Markuljak hat dann im Jahre 2012 die Statue des heiligen Joseph in seinem Kleinbus vom Westerwald in die Ukraine gebracht. In Hachenburg hatte Herr Norbert Ferger dafür eine stabile Kiste gebaut und mit Füllmaterial ausgekleidet, denn die Statue sollte die lange Reise nach Czernowitz ohne Beeinträchtigungen überstehen. Vom Material her war das auch so, die Figur blieb tiptop, aber von einer ganz anderen Seite her wurde die Skulptur attackiert. Beim ukrainischen Zoll an der Grenze zwischen Polen und der Ukraine gab es große Probleme. Denn der Zoll wollte die Josephs-Figur nicht einreisen lassen und behauptete ganz einfach, die Statue sei ein Kunstobjekt und könne daher nicht so ohne Weiteres in die Ukraine übernommen werden. Vielleicht dachten die Zollbeamten, da könne noch mehr dahinterstecken. Es gab dafür freilich aber überhaupt keinen Grund. Andererseits muss man die Beamten auch verstehen, denn Kunstobjekte müssen geschützt werden.
Es gab lange Debatten an der Zollstelle, aber alle Erklärungen halfen wenig. Schließlich mündete das Ganze in eine sehr lange Pause, verbunden mit noch längerem Warten. Endlich kam dann eine zuständige Frau vorbei, welche die Chefin der Zollstelle war. Sie prüfte die ganze Angelegenheit und die Josephs-Statue kritisch und eingehend. Währenddessen kam Herr Markuljak die rettende Idee. Er fing an, laut zu beten und bemerkte mit großer Verwunderung, dass jetzt alle Zollbeamten die Kopfbedeckungen abzogen. Kurz danach erfolgte dann der befreiende Satz der Chefin vom Zoll: „Fahren Sie!“
Müssen wir als Christen nicht viel stärker annehmen, dass manchmal bei unseren Mitmenschen noch mehr Glaube da ist als wir vermuten?
So gelangte die Skulptur in die Ukraine nach Czernowitz in die Kapelle, die der Heiligen Familie geweiht ist. Dort hat sie einen geeigneten Platz gefunden und ist gut sichtbar. Links vom Altar stand schon eine Marienfigur mit dem Jesuskind. Rechts vom Altar war nun die Josephs-Figur positioniert worden. Die Kapelle wurde bis in die Gegenwart baulich immer noch handwerklich renoviert, oft von Arbeitern, die dies freiwillig und unentgeltlich tun. Sie hoffen auf den Schutz durch Joseph, den arbeitenden Handwerker.
Günter Hummes
Zusätzlich zur Geschichte von der Reise der Josephs-Figur in die Ukraine stellt Herr Kind für die Leserinnen und Leser der Website der Pfarrei folgende weitere Infos bereit über die katholische Gemeinde in Czernowitz:
Es gab zwei katholische Kirchen dort, die Christuskirche und die Jesuitenkirche. Letztere wurde in der Sowjetzeit konversiert. Sie wurde umgebaut als Archiv für Bücher, Filme, Akten usw. Als Unterbringungsort war sie für die Dokumentensammlung der ganzen Westukraine umfunktioniert worden. Dazu wurden dicke Wände eingebaut und zwei starke Betondecken eingezogen. Außerdem sollten auch die drei Kreuze an der Jesuitenkirche abgerissen werden. Das größte Kreuz stand auf dem Dach oberhalb des Eingangsportals. Leider ist beim Abbruchversuch dieses Kreuzes ein Arbeiter tödlich abgestürzt. Das große Kreuz blieb daraufhin während der Sowjetzeit für alle sichtbar auf dem Archiv (eigentlich der Kirche) stehen. War der Grund dafür Furcht – oder doch wohl letztendlich noch vorhandener christlicher Glaubensrest?
Im Jahre 2009 wurde die Jesuitenkirche der Gemeinde zurückgegeben, das nebenan stehende Jesuitenkolleg aber noch nicht. Man gestattete aber der Gemeinde Räume im Kolleg als Kapelle zu nutzen – die schon erwähnte Kapelle der Heiligen Familie. Der polnischer Jesuitenpater Stanislav Smolchewski betreut die Kapelle und arbeitet mit der Hilfe von freiwillig tätigen Personen an der Renovierung des Gebäudes. Trotz der harten Arbeit, oft mit den einfachsten Werkzeugen ohne schwere Maschinen durchgeführt, kommen an verschiedenen Wochenenden viele Menschen, um zu helfen. Auch solche, die einem anderen als dem katholischen oder gar keinem Bekenntnis angehören.
Günter Hummes