Dürrem gieße Leben ein
Dürrem gieße Leben ein
Das Bild „Dürrem gieße Leben ein“ entstammt der so genannten Pfingst-Sequenz „Veni sancte spiritus“, ein Hymnus, der am Pfingstfest auf die Lesung folgt (lat. sequi = folgen). Dass in der Dürre Wasser fließt und Land wie Mensch und Tier tränkt, ist ein Bild, das bereits im Alten Testament bei Jesaja mehrfach überliefert ist (Jes 12,2; 43,20; 44,3; 55,1).
Für den Autor ist das ein Zeichen: Wenn das Dürre und Tote mit dem Wasser erquickt, also lebendig gemacht wird, wenn dort Leben ist, wo eigentlich keines mehr sein kann, dann ist das ein Bild und Zeichen für die Heilszeit Gottes. Sie ist erkennbar daran, dass Quellen des Heiles fließen, aus denen die Dürstenden trinken können.
Dieses Bild ist nun durch den Hymnus „Veni sancte spiritus“ auf die Kirche bezogen, denn an Pfingsten feiert diese gewissermaßen Geburtstag: Durch die Sendung des Heiligen Geistes auf die Jünger ist sie aus der (Geist-)Taufe gehoben worden, die junge Gemeinde ist nun befähigt, in die Welt hinaus zu gehen und Zeugnis für Jesus Christus abzulegen.
Mit dieser Sendung soll ohne Zweifel auch Dürrem Leben eingegossen werden: Das Reich Gottes hat mit Jesus begonnen, die Zeit des Heiles ist nun tatsächlich da und die Jünger rufen dazu auf, in diese Zeit hineinzuwachsen und das Evangelium von Jesus, dem Christus, dem Messias anzunehmen.
Zugleich aber ist der Hymnus in seinem ganzen Aufbau auch ein flehendes Bittgebet: Und auch da ist es nicht einfach irgendein Bitt-Gebet, sondern es ist eines für die Kirche, für die konkrete Gemeinschaft vor Ort. Sie hat trotz allem Bemühen immer wieder erfahren müssen, dass Lebendiges dürr geworden ist, was auch schon eine Erfahrung des Paulus war: Als er einmal nach Bithynien reisen wollte, erlaubte ihm der Geist Gottes das nicht, wie die Apostelgeschichte kurz festhält (Apg 16,7). Manches trägt eben nicht und der Geist weht die Gemeinschaft in eine andere Richtung, denn der Geist weht, wo er will (Joh 3,8). Und so bitten auch wir in unserer Stunde der Kirche immer wieder neu um den Geist Gottes, damit er Dürrem Leben eingieße.
Benedikt Wach, Pfarrer