Das wahre Licht erwarten
Am Dienstag dieser Woche begann in Hachenburg für die Besucherinnen und Besucher schon ungewohnt früh der Gottesdienst. Der Beginn war auf 6:30 Uhr festgelegt worden.
Die Kirche der Pfarrei Maria Himmelfahrt war von sehr vielen Kerzen festlich, aber auch adventlich-besinnlich erhellt, von der Eingangstür her über den gesamten Mittelgang bis zum Altarraum hin. Symbolisch warteten die Teilnehmer der Rorate-Messe in der dunklen Kirche auf das Kommen des Lichts, auf Jesus. Alle anwesenden Personen erhielten je eine weitere Kerze, die half, durch ihr Leuchten die Texte der Gesänge und Gebete besser in dem fast noch dunklen Raum zu erkennen.
So stimmte zum Beispiel Pfarrer Wach den Introitus „Rorate coeli desuper et nubes pluant iustum“ zusammen mit den Messbesuchern an. Das sprachliche Bild dieses Eingangsliedes vom Tau des Himmels, der den Gerechten herabregnet, ist eine sehr alte adventliche Bitte der Christen. Menschen aller Zeiten haben nach Gott gerufen und gesucht. Dies stellt in der Adventszeit eine besondere Möglichkeit dar, sich auf das Kommen Gottes vorzubereiten.
Der Advent läuft auf das Fest der Geburt Jesu zu. Daher steht auch Maria, die Mutter Jesu, im Blickpunkt dieser Zeit. So ist jede Rorate-Messe zugleich Marienmesse, was auch für die in Hachenburg gehaltene gilt.
Pfarrer Wach regte an, im nächsten Jahr eventuell schon um 6:00 Uhr zu beginnen.
Günter Hummes
Zum Ursprung der Roratemesse im Advent
Der Name "Rorate" leitet sich vom Introitus-Vers des vierten Adventssonntags ab. Er lautet "Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum." und stammt aus dem Buch des Propheten Jesaja im 45. Kapitel. Er beschreibt das Ersehnen des Messias durch das gebeutelte Gottesvolk.
Am vierten Adventssonntag wird das Evangelium von der Verkündigung der Geburt durch den Engel an Maria gelesen. An dem Sonntag wurde also die Rolle Mariens bei der Menschwerdung Gottes besonders beleuchtet. Diese Lesung verwendete man auch bei den Votivmessen zur Ehren der Gottesmutter, die ursprünglich samstags, später aber auch an anderen Tagen in der Adventszeit gehalten wurden. Wegen der Vielzahl dieser Messen lag es nahe, zumindest eine dieser Messen besonders hervorzuheben, sie also mit besonderer Feierlichkeit zu begehen, auf dass die Gläubigen in größerer Zahl an dieser Messe teilnehmen würden. Diese Roratemesse nannte man oft auch "goldene Mess'" (missa aurea). Als die Kirchen elektrifiziert wurden und für gewöhnlich bei Gottesdiensten die Kirchen mit elektrischem Licht beleuchtet wurden, kam der Brauch auf, bei dieser Messe die Kirche nur mit Kerzenlicht zu beleuchten und sie in den frühen Morgenstunden zu halten. Mit der Lichtsymbolik und der Tageszeit wird auf Christus aus das wahre Licht verwiesen, dessen Aufgang in der Adventszeit ersehnt wird, wie es sich ja auch im Ruf "Rorate caeli desuper!" widerspiegelt. Des Weiteren fügt sich diese Symbolik gut in den alten Brauch ein, wonach in frühen Zeiten am vierten Advent kein gewöhnlicher Sonntagsgottesdienst stattfand, sondern ab dem Samstagabend bis in die Morgenstunden ein ausgedehnter Gottesdienst mit Nachtwache und hl. Messe gefeiert wurde. (bw)