Predigt zum Fest Taufe des Herrn (B) – Jes 42,5a.1-4.6-7 und Mk 1,7-11
„Der ist mit allen Wassern gewaschen!“ Das ist keine gute Charakterisierung. Menschen, die trickreich und gerissen, manchmal sogar unlauter und mit schlechten Absichten, vor allem eines möchten: persönlich als Gewinner aus einer Situation herauskommen, koste es was es wolle, die bezeichnen wir als „mit allen Wassern gewaschen!“ Es ist eine Redensart, die aus der Seemannssprache stammt. Ursprünglich gar nicht so negativ, benannte das Wort doch Seeleute, die weit herumgekommen waren, unterwegs auf den sogenannten „sieben Weltmeeren“ und in zahllosen Hafenstädten. Sie hatten viele Erfahrungen gemacht und wussten sich dadurch erfahrungsreicher und klüger als die meisten und waren es oft auch. Vielleicht ist ihnen irgendwann die Klugheit abhandengekommen und sie wurden hochmütig und arrogant, so, wie sie ihr Wissen und ihre Erfahrung clever ausspielten. Seit der Zeit hat die Redensart einen schalen Beigeschmack.
Heute feiern wir das Fest der Taufe des Herrn, den Beginn des öffentlichen Auftretens Jesu als Verkünder des Gottesreiches so wie es der Evangelist Markus in seinem Evangelium schildert. Er kommt zu Johannes dem Täufer an den Jordan und lässt sich taufen. Der Himmel öffnet sich und Gott bezeichnet Jesus als seinen Sohn. Mit diesem Fest endet im Jahreslauf die Weihnachtszeit und es beginnt die sogenannte Zeit im Jahreskreis in der Liturgie.
Das Fest der Taufe Jesu erinnert uns an unser eigenes „Getauft-sein“, an unsere Taufe.
„Mit allen Wassern gewaschen!“ – Die Taufe des Johannes ist ein Zeichen der Umkehr und der Vergebung von Schuld und Sünde. Die Taufe als Sakrament ist allerdings mehr. Sie ist Zeichen des „Hineingenommenseins“ in Jesus Christus und damit in Gott selbst. Wer getauft wird, dem wird nicht einfach etwas abgewaschen, da wird also nicht „mit allen Wassern gewaschen“.
Ein Text des Aachener Pfarrers Wilhelm Willms (1930 - 2002) setzt nun diese Redensart in einen Zusammenhang mit dem Sakrament der Taufe. Er schreibt:
taufe oder mit allen wassern gewaschen
wir möchten nicht
dass unser kind
mit allen wassern gewaschen wird
wir möchten
dass es
mit dem wasser der gerechtigkeit
mit dem wasser der barmherzigkeit
mit dem wasser der liebe und des friedens
reingewaschen wird
wir möchten
dass unser kind
mit dem wasser
christlichen geistes
gewaschen
übergossen
beeinflusst
getauft
wird
wir möchten selbst das klare lebendige wasser
für unser kind werden und sein
jeden tag
wir möchten auch dass seine paten
klares kostbares lebendiges wasser
für unser kind werden
Was in der Lesung aus dem Propheten Jesaja und auch im Evangelium des Markus anklingt, dass der Ruf Gottes in die innere göttliche Gemeinschaft zu einer Veränderung des Lebens für den Täufling führt und ebenso, dass diese Veränderung nicht nur Gottes Sache ist, sondern die Mitwirkung des Menschen braucht, genau das spricht der Text von Wilhelm Willms als Auftrag an die Eltern, die Paten und in der Folge des Textes auch an die Gemeinde und die ganze Kirche an:
wir hoffen und glauben
dass auch unsere gemeinde in der wir leben
und dass die kirche zu der wir gehören
für unser kind das klare kostbare
lebendige wasser
der gerechtigkeit
der barmherzigkeit
der liebe und des friedens ist
wir möchten
und hoffen
dass unser kind
das klima des evangeliums findet
wir möchten nicht
dass unser kind mit allen wassern
gewaschen wird
deshalb
in diesem bewusstsein
in dieser hoffnung
in diesem glauben
tragen wir unser kind
zur kirche
um es der kirche
der gemeinde zu sagen
was wir erwarten
für unser kind
was wir hoffen
für unser kind
wir erwarten viel
wir hoffen viel
Wilhelm Willms
Die Gemeinschaft, die sich im „Hineingenommensein“ in Gott bildet, die Familie Gottes, sie ist der Urgrund auf dem Gott in Jesus und in der Kraft des Heiligen Geistes sein Neues Reich des Friedens, der Liebe und der Gerechtigkeit aufbauen will. Für dieses Reich steht im Evangelium der geöffnete Himmel. In allem, was Jesus sagen und tun wird, erfahren wir die Gemeinschaft, die Beziehung zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist und so das Leben Gottes selbst. Vom Himmel her geschieht, was in Jesus und durch ihn geschehen wird. In ihm lebt und wirkt die das Neue schaffende Kraft Gottes selbst, die wir im Heiligen Geist erkennen können.
Am Ende der Weihnachtszeit und an der Schwelle zum Alltag des Lebens, wird uns durch dieses Fest gezeigt, wie wir unsere Berufung als Christen annehmen und leben können. Das bedeutet zuerst: Sehen wir uns in Jesus als seine geliebten Töchter und Söhne, als Kinder Gottes. Und zudem: Unser „Getauft-sein“ ist keineswegs ein einmaliges Geschehen, das man abhaken und hinter sich lassen könnte. Es ist das Sakrament der lebenslangen Aufgabe, in Gott zu sein und zu bleiben. Lassen wir auch die wunderbaren Worte des Propheten Jesaja, denen wir in der Lesung begegnet sind, als Beschreibung des für und aus Gott handelnden Jesus Christus in unserem eigenen Leben lebendig werden. Er hilft uns, unsere Taufe lebendig zu halten. Er ist das Licht. Er ist der Barmherzige, der das geknickte Rohr nicht bricht. Seine Stimme ist die Stimme der Liebe und er befreit, die im Dunkel sind.
Ich wünsche Ihnen den Segen Gottes für dieses Jahr und bleiben Sie behütet!
Ihr P. Guido