Zugegeben: Nicht für jede Orgel passt das im Titel angesprochene Bild von der Orgel als "Harfe der Titanen", das von dem deutschen Arzt Carl Ludwig Schleich (1859-1922) überliefert ist. Schließlich gibt es auch sehr kleine Orgeln. Die neue Chororgel der Abtei Marienstatt, die in den letzten Monaten von der Fa. Oppel Orgelbau aufgebaut worden ist, gehört sicher auch nicht zu den größten Orgeln überhaupt. Zusammen aber mit ihrer großen Schwester, der Rieger-Orgel im Querhaus der Kirche ist sie nach der Frankfurter Domorgel die größte Orgel des Bistums Limburg und eine der größten Deutschlands. Und so ist sie eben doch auch das: eine Harfe der Titanen. Und doch beherrscht sie gerade wegen ihrer Größe alles: Vom leisesten Flötenton bis zur Posaune von Jericho, von barocker Verspieltheit bis zu englischer Romantik.
Einige Jahre hat sich Frater Gregor Brandt OCist mit dem Gedanken an die Orgel getragen, verbunden mit dem Wunsch, ein besseres Zusammenwirken zwischen Chor und Orgel zu ermöglichen. Dies gestaltete sich wegen des Aufstellungsortes der Hauptorgel immer etwas schwierig - die neue Chororgel soll hier abhelfen. Ein vollständiges neues Instrument ist sie dabei nicht - in ihr wurden Orgelpfeifen aus England "wiederverwertet", die aus abgebauten Orgeln stammen.
Spendenfinanziertes Projekt
Ein solches Maximum an Zusammenwirkung zwischen Chor und Organist zu ermöglichen ist freilich keine lebensnotwendige Sache, sondern eine Notwendigkeit ästhetischer Natur. Weil die Förderung der Qualität der Kirchenmusik immer schon ein Herzensanliegen vieler Menschen gewesen ist, konnte die neue Chororgel auf Spendenbasis errichtet werden. Sie wird Eigentum der Abtei sein, so wie die Hauptorgel Eigentum der Kirchengemeinde ist: Das Zusammenspiel von Abtei und Pfarrei lässt sich in Zukunft in der Abteikirche sogar hören! Darüber hinaus ermöglicht die Erweiterung der Orgel dem jeweiligen Organisten eine größere Bandbreite an Klangfarben, so dass auch Konzertbesucher in reinen Orgelkonzerten auf ihre Kosten kommen werden. In der Abteikirche finden seit vielen Jahren durch den Musikkreis Marienstatt organisierte Konzerte statt, die Künstler und Besucher aus nah und fern an die Nister locken. Kirche war immer auch Kulturträgerin, und in solchen Momenten kommt dies zum Ausdruck.
Orgelweihe und Inaugurationskonzert
Am 15. Februar folgt nun, nach einigen Monaten des Aufbaus und der Intonation, die Orgelweihe im Rahmen der Vorabendmesse um 17:30 Uhr. Der Gottesdienst wird musikalisch gestaltet durch den Kirchenchor Hachenburg-Marienstatt, der die Messe in C für Chor und Orgel von Charles Gounod sowie weitere Stücke singen wird. Tags darauf musiziert der aus Youtube und weiteren Plattformen bekannte Leipziger Organist Paul Fey (* 1998) an der neuen Orgel. Das Konzert beginnt um 15:00 Uhr, der Eintritt beträgt 14,- € (ermäßigt 12,- €, Kinder unter 14 Jahren frei).