Dicht vorbei ist auch daneben
Vortrag über Dernbacher Schwestern
Im Hachenburger Vogtshof referierte Ulrich Keller, Archivar der Armen Dienstmägde Jesu Christi, zum Thema „Katharina Kasper, die Dernbacher Schwestern und das Helenenstift“. Die katholische Pfarrei Maria Himmelfahrt und die Geschichtswerkstatt Hachenburg hatten gemeinsam die Veranstaltung geplant und dazu eingeladen. Die Zuhörer waren gespannt auf das Referat, denn einige Anwesende verbanden persönliche Erinnerungen an das Wirken der Schwestern im Helenenstift und dem Kindergarten in Hachenburg.
Herr Keller stellte das große soziale Engagement der Ordensgründerin Katharina Kasper, die im 19. Jahrhundert lebte, in den Mittelpunkt seines Vortrags. Dazu hatte er viele historische Fakten aus dem Archiv aufgearbeitet und trug diese in sehr detaillierter Form vor. So erstaunte es die Zuhörer, dass viele Schwestern bei ihrer Tätigkeit im Orden sich so sehr in der Arbeit am Mitmenschen, vor allem Kranken und Waisen, einsetzten, dass sie selbst oft mit pathologischen Keimen infiziert wurden, und im Durchschnitt gesehen, relativ früh starben ( 1854 bis 1863: 27,8 Jahre; 1864 bis 1873: 30,5 Jahre). Im kleinen Haus, der baulichen Ursprungszelle des dann von Katharina in Dernbach immer wieder erweiterten Gebäudes, nahm sie verwaiste Kinder auf, weil die Eltern oder die Gemeinden oft die Gelder für die Betreuung dieser Kinder nicht mehr aufbringen konnten. Bewundernswert ist, dass sie trotz der eigenen Armut immer wieder die finanziellen Mittel für den Bau und die Versorgung der Kinder zusammen bekam. Der Westerwald gehörte im 19. Jahrhundert größtenteils zum Herzogtum Nassau und später zu Preußen. Zwar war 1808 die Leibeigenschaft aufgehoben worden, aber die Not war trotzdem groß. Katharina Kasper, deren Motto lautete, für die Schwachen da zu sein, ließ sich nicht entmutigen. Trotz der Erbteilung, der Auswanderung und der schlechten medizinischen Versorgung hat Katharina Kasper die Glaubwürdigkeit des Christentums durch das soziale Beispiel, durch Belehrung und Gebet untermauert. Sie verstand sich nicht als Theologin, sondern als praktische Umsetzerin ihres christlichen Glaubens und ihrer Überzeugung.
Auch in Hachenburg haben sich die Dernbacher Schwestern sozial stark eingesetzt, speziell im Helenenstift, im Kindergarten und in der Nähschule. Herr Keller stellte in verschiedenen Graphiken dar, wie politische und gesellschaftliche Ereignisse die Arbeit der Schwestern in Hachenburg beeinflussten. So etwa in der Zeit des 1. Weltkrieges.
Zur Erinnerung an Schwestern, die in Hachenburg wirkten, wurde im Sommer dieses Jahres eine Gedenkplatte mit deren Namen in der Nähe des Eingangs zum Haus Helena angebracht. Es handelt sich um folgende Schwestern:
- Praxeda, geb. Katharina Heyer
- Jolanda, geb. Theresia Rieland
- Corneliana, geb. Elisabeth Maibaum
- Hildegundis, geb. Amanda Ruppel
Außer den auf dieser Platte genannten Klosterfrauen waren noch weitere Dernbacher Schwestern in Hachenburg tätig gewesen. Schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hatten sie sich dort in einer Nebenstelle des Ordens niedergelassen. Einige der Zuhörer des Vortrags konnten sich an weitere Schwestern erinnern.
Günter Hummes
Persönliche Anmerkung
Viele Besucher des Vortrages zeigten sich enttäuscht darüber, dass Ulrich Keller, Archivar der Armen Dienstmägde Jesu Christi, kaum auf das praktische Wirken der Dernbacher Schwestern in Hachenburg einging. Günter Hummes deutet in seinem obigen Artikel die Schwerpunkte der Arbeit der Dernbacher Schestern in Hachenburg an: Helenenstift, Kindergarten, Nähschule, usw.
Man konnte den Eindruck gewinnen, dass es sich bei dem Vortrag um einen "aus der Schublade" handelte, wie er im Zusammenhang mit der Heiligsprechung der Katherina Kasper schon des öfteren vorgetragen wurde. Schade!
Rudi Grabowski
(Redaktionsleitung Website der Pfarrei Maria Himmelfahrt Hachenburg)
Für den Teaser-Text verantwortlich.