
Eindrücke von der Wallfahrt nach Ars-Lourdes-Nevers vom 13.-19. September 2023
Am frühen Abend des vergangenen Dienstages (19.09.23) kamen wir sechsunddreißig Wallfahrerinnen und Wallfahrer – unseren Busfahrer Alex Dongauer von der Fa. Menges-Reisen zähle ich einfach mit, weil es auch für ihn eine Wallfahrt war, wie er selbst sagte, – nach über 3.000 Kilometer Fahrtstrecke mit dem Bus wieder gut zu Hause an. Hinter uns sieben erlebnisreiche Tage mit beeindruckenden Erfahrungen. Es sind unglaublich viele und besondere Eindrücke, die uns bereichern. Nun, gut. Ich beginne einfach.
Am Spätnachmittag des 13. September Ankunft in „Ars-sure-formans“. Es regnet. Rund 750 Kilometer Fahrt mit Pausen, Gesprächen, Texten und Gebet liegen hinter uns. Die Stimmung ist gut. Nur wenige Schritte sind es bis zur Basilika in der Mitte des Dorfes. Die ursprüngliche Dorfkirche ist teilweise überbaut von der großen Kirche, die nach dem Tod des Heiligen errichtet wurde. Der Eingang führt durch die kleine Kirche. Stille umfängt uns und einige andere Pilger. Aus einem Beichtstuhl ist leises Murmeln zu vernehmen. Da, rechts die Sakristei und in ihr ein alter Beichtstuhl. Achtzehn Stunden am Tag, so erzählt es eine Biographie des Pfarrers von Ars, war dieser Beichtstuhl sein Werkzeug, um Menschen zu Gott zu führen. Wenige Meter weiter ein paar Stufen hoch und der große Kuppelbau der Basilika öffnet sich. Linker Hand eine Seitenkapelle mit einer Statue des Pfarrers, davor viele Kerzen, gegenüber eine reichverzierte Kapelle, der Altar, und auf ihm der Glasschrein mit dem unverwesten Leichnam des Hl. Johannes Maria Vianney, des Pfarrers von Ars, bekleidet mit Talar, Rochett und einer Stola. Die Hände gefaltet und mit einem Rosenkranz umwunden. Sein Kopf ist ein wenig zur Seite geneigt. Ausgezehrt wirken seine Züge, ein wenig glänzend das Gesicht. Ach ja, ich weiß, dass man das Gesicht und die Hände mit einer leichten Wachsschicht überzogen hat, um sie zu schützen. Ergriffenheit. Staunen. Er war klein von Gestalt, dieser Riese der Verkündigung und Katechese und der Gottesliebe. Charakteristisch für ihn: Wir waren im Eingangsbereich an einer kleinen Seitenkapelle vorbeigegangen. In ihr auf dem Altar eine Statue der Hl. Philomena, seiner „kleinen Heiligen“, wie Johannes Maria Vianney zu sagen pflegte, denn ihr schrieb er all die Wunder und Heilungen zu, die während seiner Zeit in Ars geschahen. Zeugnisse dafür sind unzählige Krücken, ein Rollstuhl, und Votivtafeln mit Danksagungen an den Wänden. Wer durch das der Basilika gegenüberliegende Pfarrhaus gegangen ist, konnte ebenso sehen, wie anspruchslos, ja arm der Heilige lebte. Einige Messgewänder aus seinen Tagen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verweisen darauf, dass ihm der Gottesdienst und die Liturgie neben seinem aufopferungsvollen Dienst in der Seelsorge ganz besonders am Herzen lagen.
Je länger ich erzähle, um so mehr wird mir bewusst, es wird viel zu umfangreich werden, was ich schreibe, aber was soll’s...
Ein Blick zurück zum ersten Hotel. „Regina“, der Name. Zwei Sterne auf der Tafel. Das Essen war gut. Ich sehe noch die verwunderten Gesichter der erstmaligen Frankreichreisenden als es beim Frühstück keine Kaffeetassen gab. Dafür kleine Schalen. Die kann man fürs Müsli nutzen, aber sie sind für den Kaffee gedacht. Also mit beiden Händen zum Mund führen und nicht schlabbern bitte! In den anderen Hotels unserer Reise waren da zwar Tassen beim Frühstück vorhanden, aber welche Pötte! Trotzdem, das Essen war immer sehr gut und auch reichlich.
Am zweiten Tag unserer Reise (14.09.) wieder gut 700 Kilometer Richtung Süden mit kurzem Blick aufs Mittelmeer bei herrlichem Wetter, dann nach Westen hin zu den Pyrenäen. Unser Busfahrer Alex souverän und freundlich wie immer. Wieder Gespräche, Gebete, Texte, jetzt mit Blick auf Lourdes und auf die Hl. Bernadette Soubirous und die Gottesmutter Maria. Am frühen Abend einchecken im „Hotel Alba“. Vier Sterne! Wirklich eine fantastische Unterkunft mit liebenswürdigem Personal und erstklassigen Zimmern. Alles „picobello“!
Gut zehn Minuten vom heiligen Bezirk mit der Erscheinungsgrotte und den verschiedenen Kirchen in ihm entfernt am Ufer des Flusses Gave entlang führt der Weg über die älteste Brücke über ihn und ein kurzes Stück durch eine Gasse mit unzähligen Andenken- und Devotionalienläden zum Eingang des Bezirkes am Josefstor auf den Platz vor der Rosenkranzbasilika, dann rechts unter der Arkadenbrücke hindurch, die beidseitig nach oben zur Basilika der Unbefleckten Empfängnis reichen, noch einige Schritte zu dem Ort, wo die Gottesmutter neunzehnmal Bernadette erschienen ist (11. Februar – 16. Juli 1858). Am ersten Abend in Lourdes Lichterprozession – jeden Abend um 21.00 Uhr – und auch an den folgenden außer am Sonntagabend beeindruckend viele Menschen, in ebenso vielen Sprachen das „Ave Maria“ – „Gegrüßet seist du, Maria“ – der Gesang, die beim Refrain erhobenen Kerzen, der Prozessionsweg und der Abschluss vor der Rosen-kranzbasilika. Spät, gegen 23.00 Uhr zurück im Hotel und ziemlich müde. Die Nacht war warm und ein schönes kühles Bier mit anderen zusammen tat wahrlich gut.
Am Freitag, dem Fest der Schmerzen Mariens (15.09.) feierte unsere Gruppe in der Kreuzkapelle die Hl. Messe mit Spendung der Krankensalbung und am Nachmittag gingen wir mit einem großen Teil der Wallfahrer den anstrengenden und steilen Kreuzweg. Die lebensgroßen Figurengruppen der einzelnen Stationen auf dem Kreuzberg oberhalb der Grotte bringen das Geschehen des Kreuzweges deutlich vor Augen. Wir hatten das Leiden Jesu und auch das Leiden vieler Menschen auf den Kreuzwegen dieser Welt mit Texten des Hl. Pfarrers von Ars und freien Assoziationen im Blick und im Gebet.
Die Erscheinungsgrotte am Fluss Gave war immer das wichtigste Ziel im heiligen Bezirk entweder zum stillen Gebet oder zum Mitbeten des dort vorgebeteten Rosenkranzes in verschiedenen Sprachen. Niemand von uns blieb unberührt von der Atmosphäre des Ortes. Sicher wurden viele Anliegen in die Hände der Muttergottes gegeben.
Samstagmorgen (16.09.) gemeinsam mit Pilgern aus der Trierer Diözese, und aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart und einer Gruppe aus Limburg feierten wir die Hl. Messe an der Erscheinungsgrotte. Unten in der Grotte die Quelle, die Bernadette auf Weisung der Gottesmutter mit ihren Händen aufgegraben hat, oben in einer Felsnische eine Marienfigur, jener nachgebildet, die sie bei den Erscheinungen sah und die doch, wie die Heilige immer wieder betonte, der „Dame“ – so hat sie die Gottesmutter damals in ihrem kindlichen Verstehen immer genannt – nicht gleichkomme. Täglich am Nachmittag um 17.00 Uhr ausgehend von der modernen Kirche St. Bernadette am anderen Ufer des Gave die Sakramentsprozession, über die Tage unserer Anwesenheit mit stetig steigender Zahl der Mitfeiernden. Der Weg der Prozession – es war ja der Wunsch der „Dame“ an Bernadette, dass die Priester die Menschen in Prozessionen zu ihr führen sollten – führt über die große Esplanade und endete für uns in der unterirdischen Basilika St. Pius X., die 25.000 Menschen Platz bietet. Im Jahr 1958 wurde sie von Angelo Kardinal Roncalli, dem späteren heiligen Papst Johannes XXIII. eingeweiht.
Dort feierten wir am Sonntagmorgen (17.09.) mit allen in Lourdes anwesenden Pilgergruppen, ihren Priestern und Bischöfen den Sonntagsgottesdienst. Erhebend und feierlich, mit so vielen Menschen vieler Nationen – es waren Gruppen aus Australien, Kanada, Irland, Niederlanden, Deutschland, Italien, Japan, Philippinen und noch anderen Ländern dabei – in einer so gewaltigen Kirche Gottesdienst zu feiern!
Eine kleine Episode will ich schildern, die uns danach sehr erheitert hat. Wir hatten uns verabredet, nach dem Gottesdienst ein Gruppenfoto zu machen. Dazu versammelten wir uns an der Mariensäule gegenüber der Rosenkranzbasilika. Als einige von uns mit mir dort warteten kam eine junge Farbige auf mich zu – sie war wirklich von dunkelster Hautfarbe – und hielt mir in der Hand etliche Rosenkränze, Medaillen und Kreuze hin und bat mich auf englisch, sie zu segnen. Nachdem ich ihrem Wunsch nachgekommen war, fragte ich sie auf englisch, woher sie käme. Darauf antwortete sie im schönsten bayerischen Dialekt: „Aus Arnschwang in Bayern.“ – Perplex sagte ich zu ihr: „Gott sei Dank ka‘ Preiss!“ Man kann sich das Gelächter vorstellen… Nur am Rande erwähnt, obwohl das Geschehen ziemlich Nerven kostete: Eine Wallfahrerin wurde leider auf dem kurzen Weg vom heiligen Bezirk zum Hotel Opfer eines Taschendiebes. Wo so viele Menschen sind, sind in der Regel auch Diebe unterwegs.
Die Tage in Lourdes vergingen wie im Flug. Viele haben sicher auch „Lourdeswasser“ aus der Quelle – es gab reihenweise Zapfstellen – mit nach Hause genommen. Seit „Corona“ wird in der Nähe der Grotte eine spezielle „Wasserzermonie“ mit jenen Pilgern gefeiert, welche die heilende Kraft des Wassers für sich erhoffen. Ganz in der Nähe sind auch die „Kerzen-Kapellen“ in denen die meisten der gestifteten Kerzen als Lichtopfer verbrannt werden, da vor der Erscheinungsgrotte nur wenige auf einem großen Ständer dauerhaft brennen. Öfter war ich am Rande der modernen Kirche St. Bernadette in der Anbetungskapelle. Den ganzen Tag über ist dort das Allerheiligste ausgesetzt. Maria führt uns zu Jesus, dem Brot des Lebens…
Am Montag (18.09.) wieder im Bus. Es sind fast 800 Kilometer bis nach Nevers. Dort ist Bernadette Soubirous, nachdem sie in den Jahren nach den Erscheinungen von 1860-66 in Lourdes bei den Schwestern von Nevers wohnte und in dieser Zeit ihre Berufung zum Ordensleben fand, auf Vermittlung des Bischofs von Nevers in die Schwesterngemeinschaft als Postulantin aufgenommen worden. Bernadette wollte nach Nevers, um durch ihr Leben Zeugnis abzulegen. Sie wurde Ordensschwester und lebte in Nevers bis zu ihrem Tod im Jahr 1879. Hier fand sie ihre letzte irdische Ruhestätte und ihr unverwester Leichnam ist in der Kirche des Klosters St. Gildard aufgebahrt. Wir wollten ihr zum Abschluss unserer Fahrt begegnen, so der Plan. Allerdings wurde nichts daraus, denn ein Stau auf der Autobahn verhinderte unsere rechtzeitige Ankunft. Folglich war die Kirche geschlossen und es gab trotz großem Bemühen auch am folgenden Morgen keine Chance außerhalb der offiziellen Öffnungszeit zu ihrem Schrein zu kommen. Später sagte eine unserer Wallfahrerinnen: „Es steht doch im Evangelium: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten!“ – Ein toller Hinweis. Es war ja auch das Zeugnis der Hl. Bernadette, die nicht wegen der Erscheinungen heiliggesprochen wurde, sondern weil ihr ganzes Leben dem Zeugnis des gelebten Evangeliums diente.
Auch das letzte unserer Hotels aus der Hotelkette „Kyriad“ war gut für uns.
Dienstag, der 19. September. Früh um 7.15 Uhr Abfahrt aus Nevers. Wieder sind es gut 700 Kilometer. So langsam spüren wir die Anstrengung der Fahrt. Es geht nach Hause. Die Stimmung zufrieden und gut. Unterwegs im Bus wie an den anderen Tagen der Reise zum Mittag das Angelus-Gebet, der „Engel des Herrn“ und an diesem Tag auch die Segnung aller Andachtsgegenstände, der Rosenkränze und Medaillen und Kreuze und was die Teilnehmer ihren Lieben mitbringen wollten. Kurz nach 18.00 Uhr kamen wir in Montabaur an. Dort verabschiedeten wir unseren zum Freund gewordenen Busfahrer Alex und die ersten Mitreisenden, die bei der Abfahrt vor einer Woche dort zugestiegen waren. Zudem gab es nochmal ein Gruppenfoto, weil bei dem in Lourdes doch nicht alle beim gemeinsamen Fototermin anwesend waren. Die Wallfahrer überraschten mich mit einem Ständchen und einem wunderbaren „Danke!“ für die Begleitung der Wallfahrt. Dann übernahm der Chef der Firma Menges-Reisen, Markus Menges, die letzte Strecke der Busfahrt nach Hachenburg und Marienstatt, weil Alex sein Arbeitszeitende erreicht hatte. Gegen 19.15 Uhr kamen wir wohlbehalten und dankbar in Marienstatt an. An dieser Stelle nochmal einen ganz herzlichen Dank an unseren Fahrer Alex Dongauer, an den Vorfahrer Alfons Brötz, der uns am ersten Tag der Fahrt bis zur Raststätte Eifel gefahren hatte, wo dann Alex übernahm und an alle in der Firma Menges-Reisen für die gute und gelungene Zusammenarbeit bei der Planung und der Durchführung unserer Wallfahrt.
Was ich jetzt hier aufgeschrieben habe, ist nur ein kleiner Über- und Einblick auf eine wundervolle und wie ich denke für alle Mitreisenden auch religiös und geistlich fruchtbare Wallfahrt zum Hl. Pfarrer von Ars, zur Gottesmutter in Lourdes und zur Hl. Bernadette Soubirous. Ich bin dankbar auch für die gute Gemeinschaft und die vielen Begegnungen und Gespräche, für das gemeinsame Beten und Singen und für die Erfahrung und Stärkung des Glaubens in der weltweiten Kirche.
Die Fürbitte der Gottesmutter, die Gottesliebe des Hl. Johannes Maria Vianney und die Demut der Hl. Bernadette mögen uns näher zu Christus führen!
Er segne uns und alle, die wir liebhaben!
Marienstatt am Mittwoch, den 27. September 2023 P. Guido Dupont O.Cist.
